Sechs Monate weiter

Einige Leser meines Blogs haben mir gesagt, dass es ein wenig plötzlich aufgehört hat. Und dass sie das Lesen des Blogs sogar vermissen.
Nun: Alles hat einen Anfang und ein Ende. Aber das Leben geht weiter. Auch mein Leben ist weitergegangen und die Veränderungen sind geblieben. Manchmal schaue ich zurück und bin selbst erstaunt:
Unser Haus: Verkauft.
Mein Auto: Wechsel zu einem Wohnmobil.
Mein Wohnort: In die Nähe meiner Familie
Mein neuer Blog: Vom Auf-machen
Ich werde nicht mehr jeden Tag schreiben, will Dich aber – falls es Dich interessiert – teilhaben lassen an dem Weg, den ich in diesem Jahr gehe. Für mich ist es ein spannender Weg.

Nachtrag zum Ankommen

Gebet bei der Ankunft

„Gott,
hier an deinem Altar, unserem Rastplatz, stellen wir unseren Pilgerstab ab. Wir danken dir für alle helfenden Hände, für alle schöpferische Gemeinschaft von der wir Teil sind. Bewahre uns vor einem Leben, dass stillsteht, gib uns den Willen zum Aufbruch aus dem Kreisen um uns selbst. Gib uns die Fähigkeit, Wege zu finden, die zu mehr Gerechtigkeit und Lebenshoffnung für alle führen. Gib Halt unserer Sehnsucht, neue Wege zu gehen, die zeigen, dass unser Leben Ziel und Sinn hat.“
Hier war mein Schlusspunkt im Nidarosdom, das Mittagsgebet

Viele der Pilger sind entweder schon wieder zu Hause oder auf dem Weg zurück mit dem Schiff oder dem Flugzeug. Ich sitze hier im Zug von Åre nach Göteborg und freue mich, dass mein Rückweg drei Tage dauert. Drei Tage, in denen sich die Stille in mir festigen kann.

Gerade beim Frühstück setzte sich ein Schwede zu mir und als er merkte, dass ich ein Deutscher bin, fing er gleich an Deutsch mit mir zu reden. Wir kamen intensiv ins Gespräch, er erzählte von sich und ich von mir und am Schluss tauschten wir die Adressen aus.

Ich danke allen, die meinem Aufruf mir zu schreiben und ein Feedback zum Blog zu geben gefolgt sind und es berührt mich sehr zu lesen, was ich / der Geist Gottes bei vielen ausgelöst/angestoßen habe.

Ich lobe meinen Gott, von ganzem Herzen …

Reste

Die tapferen Sechs noch einmal zusammen und Michael

Psalm 126

5 Wer mit Tränen sät, wird mit Freuden ernten. 6 Weinend gehen sie hin und streuen die Saat aus, jubelnd kommen sie heim und tragen ihre Garben.

Besser als mit diesen beiden Versen aus dem Psalmen könnte ich gar nicht ausdrücken, wie es mir heute geht.

Ganz da sein. Im Hier und Jetzt leben. Der Gegenwart Gottes bewusst sein: Es ist nicht leicht und möglich, das zu beschreiben, was ich im Augenblick empfinde. Ich will diesen Schatz hüten und behüten, ihn teilen und wachsen lassen.

Ein Tipp für Dich: Mein Freund und Seelenbruder Joerg hat gerade ein neues YouTube Video veröffentlicht über „Ganz da“ sein. Ein Buchbesprechung von Richard Rohr, unserem geistlichen Lehrer. Vielleicht hilft es ja auch Dir auf deinem inneren Weg weiter voran zu kommen.

Bevor ich heute Nachmittag in den Zug steige, werde ich mir noch die Ausstellung von Håkon Gullvåg ansehen.

Ein Morgengebet

Der Tag glänzt auf den Gräsern

Wir sind erwacht. Der Schlaf ist noch in unseren Augen, aber auf unseren Lippen soll dein Lob sein. Wir loben und preisen dich. Wir, das sind die Erde, das Wasser und der Himmel. Das sind die Gräser und Sträucher und Bäume. Das sind die Vögel und all das andere Getier. Das sind die Menschen hier auf der Erde. Alles, was du erschaffen hast, freut sich an deiner Sonne und an deiner Gnade und wärmt sich daran auf. Der Tag glänzt auf den Gräsern. Der Nebel hängt noch in den Bäumen und ein milder Wind verheißt einen guten Tag. Dürfen wir uns nicht an allem freuen, was du geschaffen hast? Wir dürfen es. Darum sind wir so fröhlich in dieser Morgenstunde, o Herr. Mach, dass die Stunden und Minuten nicht in unseren Händen zerrinnen, sondern dass wir in deiner Zeit leben.

Amen

Für die, die Lust bekommen haben:

Die 10 Geh-Bote des Pilgerns

1. Geh

Es gibt fürs Pilgern kein besseres Fortbewegungsmittel als das Gehen. Nur Gehen! Darum geht es.

2. Geh langsam

Setz dich nicht unter unnötigen sportlichen Leistungs­druck. Du kommst doch immer nur bei dir selber an.

3. Geh leicht

Reduziere dein Gepäck auf das Nötigste. Es ist ein gutes Gefühl, mit wenig auszukommen.

4. Geh einfach

Einfachheit begünstigt spirituelle Erfahrungen, ja, sie ist sogar die Voraussetzung dafür.

5. Geh alleine

Du kannst besser in dich gehen und offener auf andere zugehen.

6. Geh lange

Auf die Schnelle wirst du nichts kapieren. Du musst tage-, wochenlang unterwegs sein, bis du dem Pilgerweg allmäh­lich auf die Spur kommst.

7. Geh achtsam

Wenn du bewusst gehst, lernst du den Weg so anzunehmen, wie er ist. Dies zu begreifen, ist ein wichtiger Lernprozess und braucht seine Zeit.

8. Geh dankbar

Alles – auch das Mühsame – hat seinen tiefen Sinn. Vielleicht erkennst du diesen erst später.

9. Geh weiter

Auch wenn Krisen dich an deinem wunden Punkt treffen, geh weiter. Vertraue darauf: Es geht, wenn man geht.

10. Geh mit Gott

Es pilgert sich leichter, wenn du im Namen Gottes gehst. Wenn Gott für dich in weite Ferne gerückt ist, könnten dir die Geh-Bote 1 bis 9 helfen, das Göttliche in dir wieder zu entdecken.

Wer mit mir unterwegs war

Wenn man eine solche Pilgerreise beginnt, denkt man nicht als erstes an die Menschen, die einem begegnen werden. Und doch ist es mit eine der wertvollsten Erfahrungen auf Menschen zu treffen, die sich auch auf dem Weg gemacht haben.

Das ist Perry, er hatte Whisky dabei. Von sich selbst sagt er, dass er der verrückte gottlose Holländer sei

Perry, Du hast gesagt, dass Du nicht religiös seiest, aber mit allem verbunden. Gerne wäre ich mit Dir noch weitere Wege gegangen. Dabei hätte sich möglicherweise herausgestellt, dass wir so weit gar nicht auseinander liegen. Denn Gottes Absicht ist ja, mit uns verbunden zu sein. Danke für die Zeit, die Du mir geschenkt hast.

Heike und Ellen, immer gedanklich mit Rositta im Gepäck

Zwei sehr unterschiedliche Schwestern, die wissen, was sie wollen (und was nicht). Wir haben zusammen gebetet, gebangt und gelacht. Und dabei entdeckt, dass Konfessionen nicht mehr trennen müssen, sondern dass nur ein offenes Herz nötig ist, um den Bruder oder die Schwester zu entdecken. Wenn ich das nächste Mal Kaffee im Bett trinke, denk ich an Euch.

Katrin ohne Hut – undenkbar

Mit Dir könnte ich Pferde stehlen – d.h. Mit jemandem Pferde stehlen können – sich auf jemanden hundertprozentig verlassen können, ein sehr guter Freund/Kumpel; jemand, mit dem man Außergewöhnliches/auch mal etwas Verrücktes oder gar Schwieriges machen kann.

Mit Dir auf den Berg zu kraxeln hat Spaß gemacht, Dir zuzuhören hat mich bewegt. Danke für Dein Vertrauen.

Jennifer mit Licht-Einfall

Jennifer, Du hast mich immer wieder sprachlos gemacht. Mit Deinen Bemerkungen und Einsichten, Kommentaren und Gefühlsausbrüchen. Du bist ein liebenswerter Mensch und ich hoffe, dass Du bald Deine Berufung erkennen kannst, um dann Deine Arbeit hinter Dir zu lassen.

Karl, der Richtungsgeber

Wer einmal Menschen geführt hat, der wird es nicht wieder los. Karl ich danke dir für deine Ehrlichkeit, deine Kompromisslosigkeit hat mich fasziniert und deine Ruhe beeindruckt. Du hast immer sehr klar gesagt, was du wolltest, so wusste ich bei dir, woran ich bin. Solche Menschen schätze ich besonders.

Und dann waren da noch …

Rositta, Du gehörst auch mit dazu. Leider habe ich kein Bild von Dir.

Michael aus Dänemark
Ksenia aus Belgien
Andreas aus Österreich
Anthony aus England
Jonas aus Deutschland

Segen für Euch

Der segnende Auferstandene

Gott lasse dein Leben gelingen

Der mütterlich-väterliche Gott sei dir nahe in allem, was dir begegnet auf dem Weg des Lebens. Er umarme dich in Freude und Schmerz und lasse aus beidem Gutes wachsen. Ein offenes Herz schenke er dir für alle, die deiner bedürftig sind. Selbstvertrauen und den Mut, dich verwunden und heilen zu lassen. In aller Gefährdung bewahre er dir Seele und Leib und lasse dein Leben gelingen.

So sei es – oder klassisch: AMEN

Der Nidarosdom

Ein Blick auf die Aussenfassade mit Olaf

Der Nidarosdom ist das norwegische Nationalheiligtum und die Königssegnungskirche des Landes. In Trondheim ist die Kathedrale seit mehr als 900 Jahren ein Ort, wo Menschen sich zu großen Ereignissen, Gottesdiensten, Konzerten und Führungen, aber auch zur stillen Einkehr einfinden. Die Kathedrale wurde über dem Grab von Olaf dem Heiligen errichtet – der Wikingerkönig, der zum Nationalheiligen Norwegens wurde. Olaf Haradsson wurde 995 geboren und ging bereits als Zwölfjähriger auf Wikingerzug. In Europa lernte er das Christentum kennen und wurde 1014 im französischen Rouen getauft.

Das Alterkreuz besteht aus 70 kg Silber

Olaf war ein visionärer König, hatte jedoch mächtige Feinde. In der Schlacht von Stiklestad am 29. Juli 1030 fand Olaf den Tod. Seine Gebeine wurden nach Nidaros gebracht, wo man den König beerdigt hat. Weil er als Märtyrer starb, Wunder auftraten und besondere Zeichen an seinem Grab erschienen, wurden Olafs Gebeine wieder exhumiert und er selbst am 3. August 1031 heiliggesprochen.

Håkan Gullvåg – Johannes der Täufer
Ein Blick ins Oktogon 1180 – 1210

Mit dem Bau des Nidarosdom wurde 1070 begonnen, um die Gebeine Olafs zu beherbergen. Wahrscheinlich war der Dom um das Jahr 1300 in voller Pracht fertig gestellt. Nach mehreren Bränden befand sich die Kathedrale Anfang des 19. Jahrhunderts in einem sehr schlechten Zustand. 1869 wurde daher eine eigene Dombauhütte gegründet – Nidaros Domkirkes Restaurerungsarbeider.

Besuch in der Bauhütte

Restaurierung und Wiederaufbau des Nidarosdoms haben sich nun durchgehend über fast 150 Jahre erstreckt und dauern an. Nidaros war im Mittelalter der wichtigste Pilgerort Nordeuropas. Mit dem Wiederaufbau der Kathedrale hat sich Trondheim allmählich wieder zu einem beliebten Ziel für Pilgerreisen entwickelt. Der Dom ist jedoch nicht nur eine nationale Repräsentationskirche, sondern auch eine lebendige Gemeindekirche für die Bewohner des Stadtzentrums von Trondheim. Mehrmals wöchentlich finden hier Gottesdienste statt.

Arbeiten in der Bauhütte
Immer dasselbe
Adam und Eva
Von jeder Statue wird eine Kopie angefertigt. Von den 5000 Statuen wurden bis jetzt 1000 Kopien gefertigt, es bleibt also noch was zu tun
Hund und Katze haben gerade einen Preis beim Nidaros Steinmetzfestival 2019 gewonnen. Arbeitszeit: 3 Monate
Die Fensterrose war ein Geschenk norwegischer Frauen.

In eigener Sache

Danke, dass Ihr mich so aufmerksam begleitet habt. Danke für alle Kommentare, Likes, Gebete und guten Wünsche. Ich habe Euch ein wenig in mein Leben schauen lassen und würde mich freuen, wenn der eine oder die andere mir noch schreibt. Es gibt die Möglichkeit eines Kommentars oder über die Kontaktseite. Was hat Dich bewegt oder was wurde ausgelöst bei Dir?

Heute und morgen werde ich noch aus Trondheim und dem Dom berichten. Am Donnerstag den 8. August werde ich um 16:50 Uhr in Trondheim in den Zug nach Åre steigen. Von Åre in Schweden geht es dann mit dem Liegewagen nach Göteborg, dass ich um 10:30 Uhr morgens erreiche. In Göteborg werde ich den Freitag verbringen und wieder bei Traudel übernachten. Am Samstag um 11:39 Uhr geht es dann von Göteborg nach Hamburg, das ich um 20:16 Uhr erreiche. Ich übernachte in Buchholz bei meinem Schwager und bin dann gegen Mittag wieder in Wienhausen. Ab 18:00 Uhr würde ich mich freuen, wenn einige nette Menschen mich willkommen heißen. Anders als beim Abschied vor vier Wochen werde ich nichts vorbereiten, sondern bin gespannt, was geschieht. Das hab ich in den letzten vier Wochen geübt.

Tag 21 – Dienstag – 6. August

Mit diesem Frühstück müsste es möglich sein Nidaros zu erreichen

Von Sundet gård bis Trondheim Nidarosdomen, 21,3 km, 507 m hoch,512 m runter, Weghöhe 1 bis 259 m, Temperatur 14 bis 20 Grad, Sonne, Start 9:30, Ankunft 14:43 Uhr

There is a crack, a crack in everything
That’s how the light gets in.
Der alternative Altartisch
Mindestens 8 Engel überall ringsherum an den Bäumen

Während des Frühstücks erzählt mir John, der Herbergsvater, dass es einen Platz für Andacht und Meditation oben am Grundstück gibt. Als ich dort hingehe merke ich, dass ich von lauter Engeln umgeben bin. Die kreativen Ideen sind also nicht nur innerhalb des Hauses, sondern auch draußen zu finden.

Denn er hat Seinen Engeln befohlen dass sie dich behüten
Psalm 91, 11
Es geht noch einmal richtig hoch
Der vorletzte Meilenstein
Greta macht jede Treppe
Hoch und wieder runter
Der Nidarosdom in Sichtweite
Der zweitgrößte Dom Skandinaviens
Greta und ich am Ziel
Die vom Pilgerbüro sagen: Greta ist gelaufen, also kriegt sie auch eine Urkunde
Der Tag schließt mit dem Pilgergottesdienst um 18:00 Uhr ab

Als ich vom Meilenstein zum Pilgerzentrum gehe, werde ich vom Leiter des Pilgerzentrums angesprochen. Er fragt mich, welche Gefühle ich jetzt habe, nachdem ich angekommen bin. Ich merke, in mir ist eine große Ruhe. Während meine Urkunde ausgefertigt wird, beginnen die Tränen zu laufen, vor Glück. Meine Familie erhält die ersten Bilder. 420 km, 21 Tage davon zwei Ruhetage, kein Unfall, keine Blasen, tolle Mitpilger und kein Regen, es war wie ein Traum, aber wirklich.

Danke, dass Ihr alle dabei wart

Zeit – von einem Gut, mit dem jeder und jede gleich ausgestattet ist

Ich hatte eine wirklich gute Zeit. Zeit für mich, Zeit zum Beten, Zeit zum Gehen, Zeit zum Zuhören, Zeit zum Hören. Einfach Zeit. Interessant ist, dass es hier im Stabur viele schöne Dinge gibt, aber keine Uhr.

Mein Sohn Sebastian hat dazu folgenden Text gefunden:

Welcher Tag ist heute?“ fragt Pu der Bär.
„Es ist heute.“ antwortet sein bester Freund Ferkel.
„Oh, das freut mich aber.“ sagt Pu der Bär. „Heute ist mein Lieblingstag.“

Ein Held unserer Kindertage. Oder sogar ein Held der Zeit?
Unbeschwert und frei, wie die Zeichentrick,- und Kultfigur Winnie Puh, ließen wir uns als Kinder durch die Zeit treiben.
Wir naschten unbedacht aus Muttis Honigtöpfchen, stahlen die Süßigkeiten aus ihren geheimen Verstecken, dachten nicht nach, hüpften unbeschwert durch die Natur. Unsere Gedanken waren frei so wie wir.
Wir kannten kein Morgen.
Wir vergaßen das Gestern.
Wir waren nur im Jetzt und im Hier. Und jeder Tag war unser Lieblingstag.
Die Welt mit den Augen eines Kindes sehen. Die Flügel haben, mit denen Kinder durch ihre eigene kleine Welt fliegen, sich mit dem Strom der Zeit und des allgegenwärtigen Momentes treiben lassen.
Leicht wie eine Feder.
Frei wie der Wind.
Je älter wir werden, desto kleiner werden unsere Flügel, desto schwerer unsere Federn und umso öfter verschließen wir die Augen vor den schönen Dingen, die wir als Kinder für ganz besonders hielten.
Wir lernen im Laufe der Zeit und der Jahre unsere Sicht zu erweitern. Unseren Horizont zu überschauen.
Wir sehen immer weiter nach vorne. Wollen immer mehr und immer schneller sein.
Sehen in die Zukunft, hängen fest an der Vergangenheit, und vergessen die Gegenwart.
Unsere Augen versuchen etwas zu finden, fernab von dem, das eigentlich direkt vor uns liegt.
Und dann passiert es, dass wir unseren Blick auf etwas zu lenken versuchen, das unsere Sicht überschreitet, und übersehen somit das Schönste und Allgegenwärtige, das direkt in unsere Augen blickt.
Der einfache kostbare Moment.

Ja, wir leben sogar in einer Welt, in der „Zeit Geld ist.“ Wer hat sich nur diesen Vergleich ausgedacht? Was haben wir davon, wenn wir Unmengen an Geld besitzen, aber nicht einen Moment der Zeit? Was machen wir mit all unserem Geld, wenn wir es nicht in unsere Zeit investieren können?
Und hat sich jemals schon mal ein Mensch Zeit erkaufen können?
Glauben wir ernsthaft, dass Geld im Wert der Zeit gerechnet werden kann?
Zeit ist nicht Geld. Zeit ist kein Geschäft, Zeit ist ein Geschenk. Zeit macht uns weder reich noch arm. Nur schenkt sie demjenigen Reichtum, der sie für sich nutzt. Reich an Zeit zu sein, der schönste Reichtum.
Zeit ist kein Besitz, wir können sie bloß auskosten, ihr folgen, sie genießen. Die Zeit hat keine Erwartungen an uns. Sie wartet aber auch nicht. Wir sind es, die Erwartungen an die Zeit stellen.
Und wir sind es auch, die oftmals keine Zeit haben, die immer mehr Zeit brauchen. Wir, denen uns die Zeit davonläuft.
Zeit ist kein Geld.
Zeit ist Zeit.

Wir sind bloß zu Gast auf dieser einen Welt. Die Zeit, die wir hier geschenkt bekommen, sollten wir als das wertvollste Geschenk ansehen, das uns gegeben wurde.
Fragen wir einen Menschen, der im Sterben liegt, was würde er sich wohl wünschen?

Mehr Zeit.

Es ist der Kreislauf der Zeit.
Der Kreislauf des Lebens.
Und irgendwann werden wir alle unsere Uhren ablegen, unsere Zeiger werden stehen bleiben, das Zifferblatt verstauben und das Ticken verstummen.

Unsere Zeit rennt. Denken wir. Unsere Zeit fliegt. Sagen wir uns. Unsere Zeit rast. Glauben wir zu wissen.
Sie hastet, sie sprintet, sie ist schnell. Wie ein Marathonläufer, der ans Ziel gelangen möchte.
Aber ist es tatsächlich die Zeit, die uns davonläuft? Oder laufen wir viel mehr vor uns selbst davon?
Denn ist Zeit wohl die eine wahre Konstante in unserem Leben.
Niemals schneller. Niemals langsamer.
Immer gleich. Tick. Tack. Tick. Tack.
Tick. Tack.
Ein Ticken, das uns im Innern so oft vorkommt, als wäre es ein Wettkampf. Ein Wettlauf gegen die Zeit.
Eine innere Zeitbombe, die ständig bereit scheint zu explodieren, wenn wir nicht schneller sind. Weiter. Höher.
Wenn wir nicht genau jetzt erreichen, was wir uns vorstellen. Wenn nicht sofort alles so funktioniert, wie wir es möchten. Und wenn wir nicht jetzt die Kontrolle haben über das, was uns in zehn Jahren begegnen könnte.
Es ist genau das, was wir leider viel zu oft für uns wahrnehmen und interpretieren.
Wenn wir aus unserem Leben einen Wettlauf kreieren. Gegen die Zeit. Gegen uns selbst.

Halten wir an! Machen wir Pause!
Denn ist es nicht nur der Verstand und unsere Gedanken, welche unsere einst kindlichen Federn mit Ballast beschweren?
Nichts weiter als das, was wir denken hindert uns doch oft daran im Hier zu bleiben und dankbar zu sein für den Moment und die Zeit, die wir jetzt gerade genießen können.
Wir selbst sind der Zeiger der Uhr, der jeden Tag jede Sekunde und jede Minute den Takt angibt.
Nichts und niemand anderer als wir selbst.
Wir können die Zeit anhalten für uns. In den Momenten, in denen wir gerne länger verweilen würden.
Die Momente, die wir wie fotografisch in unseren Erinnerungen abspeichern und jeder Zeit vor unserem inneren Auge abrufen können.
Wenn wir Zeitreisende sind. Abenteurer. Liebende und Träumer.
Wenn wir auf die Pausetaste unseres Alltages klicken und für den Moment der Zeitlosigkeit entgegenfliegen.
Einen Löffel aus dem Honigtöpfchen naschen und die Süße auf unserer Seele spüren.
Die Süße des Lebens.

Die Momente, in denen das Heute zu unserem Lieblingstag wird. Jeden Tag.

„Es gibt eine Art von Glück, die entsteht wenn man zur rechten Zeit am rechten Ort ist, und eine Art von Eingebung, die man erlebt, wenn man auf die richtige Weise das Richtige tut.
Und beides wird einem nur zuteil, wenn man das Herz von jeglichem Ehrgeiz, Ziel und Plan befreit:
Wenn man sich dem goldenen schicksalserfüllten Augenblick hingibt, vollkommen und mit Leib und Seele.“
Gregory David Roberts

Quelle: Debbi Röltgen / http://doodad-magazine.com/heute-ist-mein-lieblingstag/

Tag 20 – Montag – 5. August

Von Skaun nach Sundet gård, 18,2 km, 583 m hoch, 668 m runter, Weghöhe 0 bis 402 m, Start 8:15, Ankunft am Sund 13:15 Uhr, Temperatur 12 bis 17 Grad, bewölkt

Nochmal ein Blick zurück
Das Meer in Sicht

Ausgeschlafen und gut gelaunt mache ich mich um 8:15 Uhr heute auf den Weg. Karl, Katja, sowie Ksenia und ihr Freund sind beim Morgengebet dabei. Greta hat heute Nacht ein wenig gejammert, weil sie allein im Zelt schlafen musste. Ich habe das nicht mitbekommen, aber die anderen, die im Zelt daneben schliefen. Gestern Abend gab es noch eine lange Diskussion ob 400 NOK für eine Hütte ohne Strom und die Fährüberfahrt zu teuer seien. Ich wundere mich und werde in Sundet gård schlafen. Als ich am Wasser ankomme und den Fährmann anrufe, sagt er, dass er gerade in der Stadt sei. Ich sage: „Ich warte“, er sagt „Das kann lange dauern.“ Ich frage: „Wie lange?“ Er sagt bis 15:00 Uhr. Das ist kein Problem für mich, dann mache ich so lange meinen Blog. Er will noch wissen, ob ich dort schlafen möchte und am Essen teilnehmen will. Beides bejahe ich.

Meinen Rucksack hatte ich unten am Wasser abgestellt. Die Ebbe Bilder fand ich schon in Frankreich immer interessant, jetzt also auch hier. Als Karl kommt, sagt er, dein Rucksack steht im Wasser. Er kam gerade rechtzeitig, 20 cm stand er schon im Wasser, als ich ihn abstellte war das Wasser noch 50 cm tiefer, und: Ich hatte ihn auf einem Stein abgestellt. Das hätte ganz schön nass werden können, jetzt ist nur Zelt und Liegematte tropfnass. Der Fährmann sagt dann noch, dass es 3 Meter Tiedenunterschied sind. Da merkt man halt, dass ich nicht an der Küste aufgewachsen bin, sondern im Alpenvorland.

Ebbe am Fjord
Bären sind erlaubt, aber keine Hunde
Wir müssen übers Wasser oder 6,3 km Umweg
Sundet gård in Sicht

Vorgestern machte sich in mir eine gewisse Wehmut breit. Denn das Ende des Weges kam in Sicht. Gestern verwandelte sich das Gefühl, eine immer größere Freude breitet sich in mir aus. Was ich auch bemerkt habe: Wenn ich mit anderen über Barbaras Tod spreche, muss ich nicht mehr weinen. So wie ich auf Meereshöhe angekommen bin, scheine ich auch zur Ruhe gekommen zu sein.

Das vorletzte Höhenprofil

Die Überraschung ist perfekt, als wir aus dem Boot aussteigen und unser Quartier beziehen. Ich lasse erst mal die Bilder sprechen.

Überfahrt
Sundet gård – Links der Stabur, unsere Unterkunft
Gleich gibt es Pilgersuppe
Hackbällchen aus Schafsfleisch
Pflaumen aus dem Garten des Hauses
Hier schlafe ich
und hier die Anderen
Stabur mit Sonnenterrasse
Da hat jemand ein Händchen für Gestaltung
Es ist wieder Ebbe ….

Heiligung – oder: Warum es wichtig ist, sich seinem Schatten zu stellen

41 Jahre gehe ich schon mit diesen Schuhen und habe dabei vieles entdeckt. Nicht nur Schönes

Der Regenbogen, der sich so am Himmel zeigt, dass die Farben im Licht sichtbar werden.

Auf dem meinem Lebensweg habe ich entdeckt, welche Fähigkeiten und Begabungen mir geschenkt wurden und in mir schlummern. Und immer dann, wenn ich etwas weitergegeben habe oder sie mit anderen teilte habe ich erlebt, dass dadurch Gutes geschehen ist.

Was inspiriert einen Menschen dazu, Stärken, Liebe und Versöhnung fließen zu lassen? In welchen Situationen kann das Heilige durch einen Menschen hindurch wirksam werden?

Leider gibt es auch die andere Seite, das Zerstörerische und Unerlöste. C.G. Jung nennt es den Schatten. Schatten sind die Teile in uns, die wir unterdrückt halten. Es sind die Themen und Teile in uns, denen wir uns nicht wirklich stellen möchten, weil wir sie nicht mögen.

• Wer gesteht sich gerne ein z.B. aggressiv zu sein?

• Wer gesteht sich gerne ein hyperempfindlich zu sein?

• Wer gesteht sich gerne ein auf bestimmte Menschen unfreundlich zu reagieren usw.?

• Wer gesteht sich gerne ein, dass er von sich glaubt nicht gut genug zu sein?

Manchmal entdecken wir Teile unseres Wesens, die wir nicht gerne zeigen möchten. Sehr oft möchten wir sie auch uns selbst nicht zeigen bzw sie ansehen. Wir haben Glaubenssätze, unverarbeitete Erfahrungen und Tabus ganz tief in unserm Unterbewusstsein vergraben.

Wenn wir uns diese Teile nie ansehen, können daraus Ängste und Schuldgefühle, Krankheiten und sonstige Disharmonien, Lebenskrisen und Partnerschaftsprobleme entstehen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Gott will, das wir ein Segen für diese Welt sind, aber wir können uns selbst und die Welt nicht heilen, wenn wir nicht bereit sind, uns selbst zu erkennen, zu reflektieren und die Verantwortung zu übernehmen. Heiligung heißt deshalb für mich bereit für Kritik, offen für Feedback und mutig bei der Frage zu sein: Was siehst Du bei mir? Und die Entscheidung mich dem heilenden Wirken Gottes auszusetzen durch Stille, Gebet und verbindlicher Gemeinschaft.

Eine Erfahrung die ich dabei vor einiger Zeit gemacht habe, möchte ich dazu gerne mit euch teilen. Schaut euch dazu bitte dieses Video an: Schattenarbeit – oder: Wer darf in mein Leben sprechen?

Als Olaf in der Schlacht bei Stikklestad verwundet wurde, sah er ein, dass er nicht genug Kräfte hatte, seinen Widersacher zu besiegen.

Der Legende nach warf er sein Schwert fort und betete zu Gott. Während des Gebets bekam er den Todesstreich und starb. Erst später bemerkte man eine Kraft, die Olaf zu folgen schien. Viele meinten, wundersame Heilungen geschähen in der Nähe seines Leichnams. Es heißt, die Wunder hielten viele Jahrhunderte an.

Während seines Lebens entstand ein immer wahrhaftigeres und deutlicheres Bild von ihm selbst, wer er eigentlich war. Seine Kraftfülle wurde bereichert und vertieft durch Verwundbarkeit und Offenheit, die auch in ihm wohnten. Seine Handlungskraft und Entschlossenheit reiften, je mehr Demut und Nachdenklichkeit Raum gewannen.

Die offene Hand – Künstler: Henning Diers, Nienburg

Durch seinen Tod konnte Olaf Christi Kreuz und Liebe vermitteln. So geschah eine Verwandlung und Heiligung. Olaf durfte sich selbst Christus hingeben und daraus wuchs eine Kraft, die neues Leben schuf, Mut und Linderung für viele. Olaf hatte sich für Gottes Willen geöffnet und ließ die Liebe Christi durch sich handeln.